Feldloge Stern von Brabant im Orient Brüssel als weiteres Exponat des Bijou Archiv der Abzeichen und Orden der Freimaurer.

Feldloge – Stern von Brabant – Recherche

Das Bijou der Feldloge “Stern von Brabant” im Orient Brüssel

Das gesamte Bijou-Archiv widmet sich ausschließlich dem jeweilige Logenabzeichen (Bijou) und dessen Geschichte. Bei dem Thema Feldlogen ist es jedoch unausweichlich die mit unsäglichen Leid und Not behafteten Kriegszeiten zu nennen, ohne das damaligen Kriegsgeschehen einer genauen Beleuchtung zu unterziehen.

Ein Überblick (1914)

Brabant war eine Provinz im geographischen Zentrum des Königreiches Belgien mit Verwaltungssitz in Brüssel. 1914 marschierte das deutsche Heer in das neutrale Belgien ein. Belgien war gemeinsam mit Österreich, Großbritanien, Frankreich und Russland seit 1830 eine Garantiemacht für Belgiens Neutralität. Mit dem Rechtsbruch des deutschen Nachbarn begann für Belgien “Der große Krieg” (La Grande Guerre), dessen Ende am 11. November 1918 noch heute nationaler Gedenktag des Königreichs ist.

Die Feldloge (1915) – Eckpunkte

Feldloge Stern von Brabant im Orient Brüssel als weiteres Exponat des Bijou Archiv der Abzeichen und Orden der Freimaurer.

Das Logenleben wurde gut dokumentiert, sodaß die wichtigsten Daten der FL genannt werden können. Zum allgemeinen Verständnis eine kleine Anmerkung, Feldlogen waren nur während der “Kriegszeit” aktiv und wurden meist anschließend in eine reguläre Johannisloge umgewandelt oder aufgelöst. Das Bijou der Feldloge durfte später in der umgewandelten Loge (nur durch die ehemaligen Brüder der Feldloge) zusätzlich getragen werden.

Die hauptsächliche Zielsetzung einer FL war folgende:

…” Eine Ruhestätte wollten wir denen sein, die aus dem Kriegsgetümmel kamen, die aus den Grauen der Schlachten zurückkehrten, der Not und dem Tod ins Auge gesehen hatten. Sammelpunkte bildeten die Feldlogen, wo die hier und dort versprengten Brüder jederzeit gleichgestimmte Herzen zu finden wußten. Heimstätten waren wir allen Brüdern draußen, die doppelt schwer unter der Trennung von Angehörigen und Freunden litten, Stätten der Erholung, der geistigen Anregung und Erbauung.” …

Daten der Feldloge

  • 08.12 1915 – Beschluß zur Gründung der Feldloge mit Abstimmung zu Gunsten der “Große Loge von Preußen, gen. Zur Freundschaft in Berlin” unter deren Schutz die Feldloge stehen sollte.
  • 22.12.1915 – Wahl des Namens und des Abzeichens.
  • 12.01.1916 – Wahl des Beamtenrats.
  • 26.01.1916 – Zustimmung durch den Großbeamtenrat der Großloge.
  • 10.02.1916 – Genehmigung des Schutzherrn der drei Altpreußischen Logen vollzogen.
  • 11.02.1916 – Vertreterwahl bei den Großlogen.
  • 26.03.1916 – Anzeige der Gründung gem. einer Verordnung die alle Versammlungen und Vereine anmeldepflichtig machten – Anmeldung beim General-Gouvernement und der Ortskommandantur Brüssel.
  • 26.03.1916 – Tag der Lichteinbringung.
  • 16.10.1918 – Letzte Sitzung des Beamtenrat.
  • 23.10.1918 – Letzte Arbeit.
  • 14.11.1918 – Letzter Bruderabend.

Der Name – Brabant

Auch die Namensgebung der FL ist genauestens dokumentiert worden:

… “Nach dem Wesen der FL lag es nahe, ihr einen Namen zu geben, der in irgendeiner Beziehung zu dem großen Weltgeschehen stand, das wir miterlebten. Daß der in der Sitzung vom 22.12.1915 vorgeschlagene Name “Stern von Brabant” allseitige Zustimmung fand, mag zunächst überraschen, entsprach aber der Lage der Verhältnisse. Einige in Brüssel ansässige deutsche Brüder, die vorher belgischen Logen angehörten, traten nämlich schon vorher mit der Bitte heran, an die freimaurerischen Zusammenkünfte teilnehmen zu dürfen. Besonders aber baten sie, den Namen der FL so zu wählen, daß er später einmal nach Auflösung der FL für eine in Brüssel zu gründende deutsche Loge benützt werden könnte. Nicht eine Verbeugung vor dem besetzten Lande war es also, oder gar, wie uns vorgeworfen worden ist, ein “Anbiederungsversuch” an die belgischen Logen, sondern ein auf die Zukunft gezogener Wechsel. Daß er nicht eingelöst werden konnte, ahnte damals niemand. Die äußere Gestaltung des Logenabzeichens ergab sich zwangsläufig aus der Wahl des Namens.” …

Das Abzeichen – Design

Das äußere Erscheinungsbild des Bijou der FL, beinhalten eine klare Aussage und war eine deutliche Interpretation des gewünschten Gedankens.

Feldloge Stern von Brabant im Orient Brüssel als weiteres Exponat des Bijou Archiv der Abzeichen und Orden der Freimaurer.

… “Nachdem der Name “Stern von Brabant” gewählt war, ergab sich ohne weiteres, daß das Abzeichen seinem Namen Rechnung tragen, anderseits erkennen lassen mußte, daß es sich um eine deutsche FL handelt. So entschlossen wir uns, für das Mittelstück das Wappen von Brabant, den nach links schreitenden aufrechten goldenen Löwen auf schwarzen Schilde zu wählen, umrahmt von einem silbernen Eichenkranz mit dem eisernen Kreuz. Als Unterlage war zunächst das Pentagramm, der Fünfstern, in Aussicht genommen, auf einen Vorschlag einigte man sich auf den sechsedigen Stern aus gelben Metall. Die Inschrift besteht aus den Zeichen: FL. St. v. Br. 1915, ferner in der linken unteren Ecke das Winkelmaß, rechts unten der Zirkel. Als Farben für das Band wurden zunächst die Farben schwarz-weiß vorgeschlagen. Auf Wunsch eines Bruders – damals der einzige Bruder aus Bayern in der Loge – wurde aber für das Band die deutschen Farben schwarz-weiß-rot bestimmt, um das Zusammenarbeiten von Brüdern aller deutschen Lehrarten zu versinnbildlichen. Es war ein Hinweis, daß deutsche Maurerei betrieben und daß das eiserne Kreuz eine Mahnung an die ernste, heilige Zeit sein sollte, in der damals gelebt wurde.” …

Die Lieferungen des Abzeichens

  • Die ersten Lieferungen besorgte, zunächst durch Vermittlung der Großloge, dann auf unmittelbare Bestellung, der Goldschmied Franz Krüger in Berlin. Schon im Herbst 1916 traten Schwierigkeiten auf; Krüger wurde zum Heeresdienst eingezogen. Beschlagnahme der Rohstoffe und Mangel an Arbeitskräften in der Heimat bedrohten die Lieferung weiterer Abzeichen völlig zu unterbinden.
  • Die Großloge konnte einen weiteren Lieferer finden, Bruder Heinrich Timm in Berlin. Dieser konnte noch 40 Abzeichen liefern, dann versiegte auch diese Quelle.
  • Letztendlich fand sich ein Lieferer in Brüssel, Goldarbeiter Paul Fisch, von diesem wurden im August 1918 noch 30 Abzeichen bezogen.

Anfangs lag der Preis für das Abzeichen mit Band bei 9,40 M. später 18 M. und darüber.

Die neue Loge (1923) – Neugründung

Die Johannisloge “Stern von Brabant”, die als Kriegsgedächnisloge in der “Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln” 1923 gegründet wurde, hat es übernommen, die Tradition der Feldloge in Brüssel fortzusetzen und zu erhalten.

Im Herbst 1923 faßten fünf alte Brüsseler Brüder den Plan, zur Erinnerung an die Feldloge und zur Pflege des Verkehrs zwischen den ehemaligen Mitgliedern ebenfalls eine neue Johannisloge zu gründen. Die Einsetzung hat am 01. März 1924 stattgefunden. Die neue Loge, die den alten Namen “Stern von Brabant” führte übernahm das alte Abzeichen unverändert. Bei der Einsetzungsfeier waren die drei Altpreußischen Großlogen durch ihre höchsten Ordensbeamten vertreten.

Identifizierung – Fazit

Zur genaue Identifizierung eines Bijous reichen reine Bildvergleiche meist nicht aus. Erst durch Sichtungen zeitgenössischer Dokumente oder Schriften ergibt sich ein aussagekräftiges Gesamtbild. Mit der Zeit erhärtet sich die Vermutungen oder, was auch vorkommen kann, durch neue Erkenntnisse ändert sich die Lage komplett.

Selten ist es jedoch möglich ein Bijou so genau zu identifizieren und allgemeine Fragen zu diesem Themenfeld so detailiert zu beanworten wie in diesem Fall. Möglich wurde diese ausführliche Recherche hauptsächlich durch die Chronik des Bruders W. Appel, der die Geschichte der Feldloge in einem Buch zusammenfaßte.

Aus dem Vorwort der Schrift (1931):

… “Besonderen Dank gebührt dem Verfasser, dem Bruder Appel, für seine grundlegende und umfassende Arbeit, Dank auch denjenigen Brüdern, die durch freiwillige Spenden oder sonstige Unterstützung die Herausgabe der Geschichte ermöglicht haben.” …

Diesem Zeilen kann sich nur dankbar angeschlossen werden.

Welche Fragen wurden eigentlich beantwortet?

Die grundsätzliche Frage der damaligen Bijoubeschaffung dürfte nun eine erste Antwort erhalten haben. In diesem Fall kümmerte sich am Anfang die Großloge um die Beschaffung und später die Loge selber. Also von zentral auf dezentral. Somit konnte die jeweilige Großloge keine Übersicht erhalten bzw. eine Art Register führen. D.h. die Ermittlung der Bijouanzahl, Art der Beschaffung und Ausführung kann letztendlich nur über die jeweilige Loge erfolgen. Einzig vorgegeben war die Form, diese einmal eingeführt galt als festgeschrieben. Eine wichtige Antwort.

Feldloge Stern von Brabant im Orient Brüssel als weiteres Exponat des Bijou Archiv der Abzeichen und Orden der Freimaurer.

Resultierend aus den Unterlagen der FL konnten die Zulieferer des Logenabzeichens genau bestimmt werden. Für das vorliegende Exponat gab es zwei Alternativen. Stammte es aus der Zeit der Feldloge oder aus der Zeit der Neugründung? Auch hier konnte eine genaue Bestimmung erfolgen, es stammt aus der Zeit ab 1923. Ein klarer Hinweis liefert hierzu das Herstellerkennzeichen (AWS) auf der Rückseite des Bijous.

AWS (AWES) war die Abkürzung für A. Werner & Söhne. AWS war zwischen 1900 bis 1914 die führende Prägefirma in Berlin und wurde 1941 aufgelößt. U.a. lieferte die Firma auch mehrere Versionen des EK I von 1914 und prägte die Notgeldmünzen von 1916/1918. In den Unterlagen der Feldloge wird dieser Lieferant nicht genannt und somit ist auch diese Frage beantwortet. Weitere gefundene Anhaltspunkte verstärken diese Schlußfolgerung.

Es ist nicht davon auszugehen, von diesem Exponat noch ein weiteres Vergleichsstück zu finden bzw. zu erhalten um die Recherchen zu erweitern. Falls jedoch eine solche Fügung eintreten sollte wird an den vorhandenen Recherchearbeiten angeknüpft.

Anmerkung
Einige Passagen wurden, teilweise leicht abgeändert, aus den originalen Dokumenten übernommen. Dies geschah hauptsächlich um dem Verfasser, Bruder W. Appel, auch in unserer heutigen Zeit seinem Wort Gewicht zu verleihen und den damaligen Brüder der Feldloge “Stern von Brabant” im Orient Brüssel zu gedenken.

Abkürzung FL = Feldloge
Übernommender Texte aus der Chronik = … ” ” …

Vielen Dank für Ihr Interesse an diesen kleinen Artikel.

Hier finden Sie weitere Informationen zu diesem Bijou:


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